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Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Die Nutzungsrechte liegen ausschließlich bei den Künsterler:innen und beim Museum Friedland.|

Shingal Genozid Ravo Ossman, 2015, Öl auf Leinwand

Das achtteilige Gemälde “Shingal Genozid” entstand als Reaktion auf den Genozid an den Yezid:innen am 3. August 2014 und als Ausdruck Ravo Ossmans Trauer um das Schicksal der Yezid:innen, ihre Ermordung, Verschleppung und Flucht. Die surreale Darstellung ist voller Symbolik. In der Ausstellung sind lediglich drei Teile des Gemäldes ausgestellt mit der Darstellung einer Frau, die drei Kinder schützend umarmt. Ravo Ossmann erläutert das Gemälde wie folgt:

„Auf der rechten Seite sieht man die Geschichte über den Rückzug der Peschmerga aus der Sindschar-Region, während man, wenn man sie auf den Kopf stellt, sehen kann, wie ein „IS“-Mitglied die Menschen aus dem nordirakischen Dorf Kocho in einem Massengrab-Massaker tötet.“

 

Kommentar: Massaker an Yezid:innen aus Kocho

Im August 2014 verübte die Terrororganisation „Islamischer Staat“ einen Völkermord an den dort lebenden Yezid:innen. Zuvor waren die kurdischen Peschmerga vor dem sog. IS geflüchtet, so dass die Yezid:innen ohne bewaffneten Schutz zurückgeblieben sind. Als die Yezid:innen sich weigerten, zum Islam zu konvertieren, wurden über 600 yezidische Männer vom Daesh ermordet und in Massengräber geworfen. Anschließend verschleppte der Daesh über 1000 yezidische Kinder und Frauen aus dem Dorf. Die Jungen unter 14 Jahren wurden in Militärcamps des Daesh gebracht und zu „IS“-Terroristen ausgebildet, die yezidischen Frauen und Mädchen wurden als Sklavinnen gehalten und sexuell missbraucht.  2019 begann die Exhumierung der Massengräber durch UN-Ermittler.

 

Bildbeschreibung:

In der Bildmitte (oben) ist der Lalish Tempel, das Heiligtum der Yezid:innen, an den Kuppeln zu erkennen. Im Bildvordergrund rechts ist eine Menschengruppe zu sehen: eine Frau, die schützend ihre Arme um drei Kinder legt. Diese Darstellung ist ein Bild-im-Bild. Denn diese Figurengruppe ist auf einer fiktiven Leinwand abgebildet. Die Familie steht kompositorisch im Vordergrund stellvertretend für die unzähligen yezidischen Familien auf der Flucht. Das Gemälde ruht auf einer Staffelei. Der linke Bildteil ist zerstört.

Die Darstellung des beschädigten Kunstwerks ist eine Anspielung auf die Zerstörung der Kunst- und Kulturgüter durch den Daesh und damit die gezielte Auslöschung der yezidischen Kultur und Identität.  

„Das zerrissene Gemälde bedeutet die zerrissene Realität des Irak in der Mitte. In der Mitte ist eine nackte Frau zu sehen, die an einen Baum gefesselt ist. Auf dem Baum ist eine „IS“-Flagge zu sehen, ein Hinweis auf die Verfolgung von Frauen und insbesondere der yezidischen Frauen.

Vom Zentrum aus gibt es offene Böden, die Massengräber darstellen. (Dort) befinden sich die menschlichen Überreste der Opfer. (…)

Oben links sind einige Geflüchteten zu sehen, deren Umrisse einen Berg bilden, ein Sinnbild auf Ihre Kraft. Davor ist die Büste von Sheikh Khairy, der 2014 beim Kampf gegen den Daesh ermordet wurde, auf einem Sockel dargestellt.

Der Feigenbaum oben links besteht aus zwei Teilen: einer grünen und einer vertrockneten Astgabel. Das Messer (…) ist ein Symbol für den Verrat (…) an den Yezid:innen und für die Trennung von ihren eigenen Wurzeln. (…) Die kugelähnliche Form im Vordergrund symbolisiert die Welt, auf der ein rot gefärbtes Tuch, das wiederum den Irak darstellen soll, die Farbe Rot symbolisiert die blutige Verfolgung der Yezid:innen.

Der letzte Teil auf der linken Seite zeigt Getränke, Essen und eine Taube. Damit beziehe ich mich auf die Sicherheit und die Bereitstellung von Mitteln zum Lebensunterhalt durch Kurden in kurdischen Siedlungsgebieten. Die Getränke, das Essen und die Taube bilden jedoch zusammen die Form eines räuberischen Monsters. Damit meine ich, dass der Verbleib der Yezid:innen in diesen Gebieten eine Gefahr für uns ist, weil unsere Religion und Kultur weiterhin bedroht sind.

Links schließlich, in der wild anmutenden Gestalt, ist eine Frau mit zusammengekniffenen Augen zu sehen. Sie symbolisiert die unbekannte Zukunft der Yezid:innen (…).

Alles, was ich über mein "Genozid-Gemälde" erzählt habe, trägt dazu bei, die Geschichte des Völkermords zu erzählen (…). Es fasst einfach die ganze Geschichte in einem einzigen Gemälde zusammen, was nicht einfach ist und viel Konzentration, Mühe und Zeit erfordert."

 

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