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Dengek me heye!
Wir haben eine Stimme!

Die Ausstellung „Dengek me heye“ ist ein Statement gegen das Schweigen und Vergessen, denn immer noch sind mehr als 3000 yezidische Frauen in Gefangenschaft oder werden vermisst. Im Fokus der Ausstellung stehen die Erfahrungen und Erlebnisse von Frauen und Kindern auf der Flucht. Den Genozid verbildlicht das mehrteilige Gemälde „Shingal Genozid“, während „Eingang zum Lalisch Tempel“ zentrale Aspekte der yezidischen Kultur und Religion zeigt. Einige Bilder sind im Rahmen eines kunsttherapeutischen Programms mit Überlebenden entstanden und thematisieren Kunst als therapeutische Hilfe zur Traumabewältigung. Schließlich wird auch die Zerstörung von Kunst als ein Instrument, Kulturen auszulöschen, aufgezeigt.

Die ausgestellten Malereien stammen von dem Künstler Ravo Ossman der Künstlerin Hêvî.

 

Die Yezid:innen gehören zu den besonders schutzbedürftigen Menschen, die auch über das Grenzdurchgangslager Friedland nach Deutschland gekommen sind. Ihre Geschichten werden bislang nicht in der Ausstellung erzählt und sollen nun im Rahmen einer Sonderausstellung präsentiert werden.

Die Ausstellung ist in Kooperation mit der Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. entstanden.

 

 

 

Flucht und Vertreibung von Yezid:innen

Seit Jahrzehnten leben in Deutschland Yezid:innen, Angehörige einer ethnisch-religiösen Minderheit, deren Hauptsiedlungsgebiet der Nordirak ist. Mit etwa 200.000 Personen, die meisten von ihnen leben in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, bilden sie die größte yezidische Diasporagemeinschaft weltweit.

Im Nordirak leben die Yezid:innen hauptsächlich als Bauern und Viehzüchter um die kulturell und religiös bedeutsame Region Shingal und das Heiligtum Lalish. Das Yezidentum ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis ins zweite vorchristliche Jahrtausend zurückreichen. Yezd:in wird man ausschließlich durch Geburt. Die Zahl der Gläubigen wird weltweit auf 800.000 bis 1.000.000 geschätzt. In ihrer Heimat leiden sie schon seit Jahrhunderten unter Diskriminierung, Verfolgung und Zwangskonvertierungen zum Islam.

Die Gewalt an den Yezid:innen eskalierte, als der selbst ernannte „Islamische Staat“ (IS oder Daesh) im August 2014 weite Teile des Irak und Syriens angriff und massiv gegen die Yezid:innen in Shingal und Umgebung vorging. Systematisch wurden Menschen ermordet, Städte zerstört, Frauen und Kinder verschleppt und versklavt. Tausende Yezid:innen flüchteten. Viele von ihnen leben seitdem in verschiedenen Flüchtlingslagern im Irak.

Nach den Vereinten Nationen und dem Europäischen Parlament erkannte im Januar 2023 auch der Deutsche Bundestag den Völkermord an den Yezid:innen an.

 

Gedenken an den Genozid und Erzählen als Form der Aufarbeitung

Das Video von der Gesellschaft für bedrohte Völker, das in Kooperation mit dem Yezidischen Forum Oldenburg entstanden ist, widmet sich den Erfahrungen von Yezid:innen. Es zeigt Zeitzeug:innenberichte von Personen, die den Genozid 2014 miterlebt haben. Jede:r hat eine eigene individuelle Erfahrung gemacht und trotzdem gibt ein kollektives Gedächtnis und Traumata. Die Traumata und Auswirkungen sind auch heute noch Bestandteil ihres Lebens. Sie berichten von Flucht, der Gewalt, aber auch der starken Gemeinschaft, die weiterhin besteht und kämpft. Das Erzählen über ihre Erfahrungen gehört zu einem Teil auch zu der Aufarbeitung von Traumata. Dadurch, dass ihre Berichte aufgenommen und gehört werden, können sie dazu beitragen, dass das Schicksal der Yezid:innen nicht in Vergessenheit gerät.

 

In der Videoaufzeichnung berichten Zeitzeug:innen teilweise von gewalttätigen Szenen, die verstörend oder retraumatisierend sein können. Beachten Sie bitte diesen Hinweis, bevor sie sich diesen Film anschauen.

Zum Video