Wed, 15.02.2023

Poniemieckie - ehemals deutsch

„Ohne die Präsenz des Friedhofs wäre dieses Buch nie entstanden.“ Karolina Kuszyk ist im schlesischen Legnica aufgewachsen. Ganz in der Nähe ihres Wohnhauses gab es einen Friedhof mit Gräbern früherer deutscher Einwohner:innen des Ortes. Die damals für sie fremde Sprache auf den Grabsteinen hat sie neugierig gemacht. Es folgte eine Spurensuche unter der Fragestellung „was machen die Menschen mit dem ehemals Deutschen? Und: Was macht das Deutsche mit den Menschen? Entstanden ist dabei das Buch „In den Häusern der anderen. Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen“, das Karolina Kuszyk am 15. Februar in einer gemeinsam mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Göttingen veranstalteten Lesung in der Galerie Alte Feuerwache in Göttingen vorgestellt hat.

Nach dem zweiten Weltkrieg mussten Hunderttausende ihre Heimat in den früheren deutschen Ostgebieten im heutigen Polen verlassen. Ihre Häuser wurden neu bezogen, oftmals von Menschen, die selbst einen Flüchtlingshintergrund hatten. Die deutsch-polnische Autorin berichtet auf objektive Weise vom Umgang mit dem „Zurückgelassenen“ sowie von großen Unsicherheiten, von Hass, Wut, Angst und Scham. Es gibt im Buch keine Schuldzuweisen. Vielmehr ging es Karolina Kuszyk darum, auf die Parallelität der Schicksale der deutschen und polnischen Vertriebenen hinzuweisen.

Fri, 14.04.2023 Thu, 26.01.2023