In der Dauerausstellung bringt Guide Lothar Kämper den Altenpflegeschüler*innen genau diese Lebensumstände nahe. Die Gruppe ist besonders beeindruckt von der kleinen handgefertigten Stoffpuppe, die das Flüchtlingskind Annelie Keil gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf ihrem weiten Weg aus Polen über die Sowjetunion bis nach Friedland begleitet hat. Die Realität, die die Generation der heute über 80-Jährigen als junge Menschen geprägt hat, wird so für die künftigen Altenpfleger*innen greifbar.
Sie kennen zwar die geschichtlichen Zusammenhänge, doch zu erfahren, was die Umstände damals für die Menschen bedeuteten, ging vielen von ihnen unter die Haut. „Natürlich hat jeder einzelne, eine ganz individuelle Geschichte“, sagt Daniela Flemming, „doch die Schüler*innen werden in der Ausstellung dafür sensibilisiert, was die älteren Menschen, die heute im Pflegeheim sind, erlebt haben könnten, welche Bedingungen herrschten, als sie noch jung waren.“ Das sei wichtig, um zum Beispiel besser zu verstehen, weshalb etwa eine alte Dame so sehr an einem ganz bestimmten Erinnerungsstück hängt. Ein solches Verständnis ist Voraussetzung dafür, Empathie für die Menschen zu entwickeln, die gepflegt werden.
Dieses Anliegen der Altenpflegeschüler*innen macht ihren Besuch so besonders. Es geht über das übliche Interesse an Zeitgeschichte, politischen Zusammenhängen und Migrationsthemen hinaus. Die Gruppe bedankte sich bei unserem Guide Lothar Kämper für die, wie sie sagte, sehr engagierte und anschauliche Führung. Die Dozentin Daniela Flemming berichtete einige Tage nach dem Besuch bei uns, dass sich die Schüler*innen noch einmal explizit auch bei ihr für die interessante Exkursion bedankt hätten – mit einer Postkarte aus dem Museum, darauf das Zeitzeugenzitat „Friedland was an Adventure“ – auf Deutsch: Friedland war ein Abenteuer.
Eva Völker