Tue, 08.05.2018
Ein Koffer geht zur Kur|

Eine Kur für unsere Objekte

Vor kurzem haben wir einige unserer Objekte zur Kur geschickt. Darunter befanden sich Holzkoffer und Reisetruhen, die zur Aufbewahrung von persönlichen Gegenständen gedient haben. Die Holzobjekte hatten es nötig, die Diagnose lautete „aktiver Schädlingsbefall“. Holzschädlinge machen sich leider gerne mal über organische Materialien her und hinterlassen Spuren in Gestalt von Fraßgängen und Ausflugslöchern. Dies müssen nicht unbedingt Indizien für einen aktiven Schädlingsbefall sein.

Rieselt dann aber sogenanntes Fraßmehl, eine Mischung aus Kotpillen und pulverisiertem Holz, aus den Ausflugslöchern, ist dies ein ernstzunehmendes Zeichen dafür, dass gerade Schädlinge am Werk sind. Jedoch ist hier genaue Beobachtung gefragt. Herausrieselndes Mehl kann auch allein auf Erschütterungen zurückzuführen sein und kann unter Umständen auf früheren, heute nicht mehr aktiven Befall hinweisen.  
Bei den vom Volksmund als Holzwurm klassifizierten Schädling handelt es sich um Anobium punctatum, den Gewöhnlichen Nagekäfer. Daneben gibt es weitere Arten wie z. B. den Gescheckten Nagekäfer, auch als die „Echte Totenuhr“ bekannt, oder den Braunen Splintholzkäfer. 
Wird nun aktiver Schädlingsbefall bei Sammlungsgut konstatiert, ist schnelles Handeln gefragt, möglichst vor dem Frühjahr. Dann beginnt nämlich die Flugzeit für die Vollinsekten und damit die erneute Eiablage. Hier würde sich der Kreislauf der Zerstörung fortsetzen. Ein Holzschädling durchlebt mehrere Stadien, vom Ei, über Larve und Puppe bis zum Insekt. Den Schaden richten allerdings die gefräßigen Larven an, die sich durch die Holzsubstanz nagen. 
Eine effektive Maßnahme gegen aktiven Schädlingsbefall ist die sogenannte Stickstoffbehandlung. Für uns Menschen ist im Umgang mit den behandelten Objekten ungefährlich. Die Behandlung erfolgt ca. vier Wochen lang in einer gasdichten Kammer. Dabei wird der Luftsauerstoff allmählich reduziert und gegen Stickstoff ausgetauscht. In einer mit Stickstoff angereicherten Atmosphäre ist der Holzschädling in allen Entwicklungsstadien nicht überlebensfähig. 
Jetzt ist es wieder soweit – unsere Objekte können nach erfolgter Stickstoffbehandlung wieder ins Depot integriert werden, ohne dass Gefahr für weitere Sammlungsgegenstände bestünde. Die Kur hat gewirkt.

Ewa Kruppa

Mon, 11.06.2018 Mon, 16.04.2018