Mi, 24.04.2024

Der Rucksack – ein Geschenk meiner Eltern

Was nimmt man mit, wenn man gezwungen ist zu fliehen? Und worin werden die wenigen Gegenstände verpackt? Die Museumssammlung weist einige unterschiedliche Objekte auf, wie z. B. Truhen, Kisten, Koffer, Säcke oder den Rucksack von Monzer. Hier erzählt Monzer von dessen Geschichte:

„Kurz vor meinem Abitur schenkten mir meine Eltern einen Rucksack. Dieser Rucksack begleitete mich durch meine vierjährige Studienzeit an der juristischen Fakultät. Dann hat der Krieg in Syrien angefangen. In meinen liebgewonnenen Rucksack packte ich alle wichtigen Papiere, etwas Geld und Kleidung.

Mit meinem Rucksack kam ich im September 2012 in Ägypten an, wo ich ein neues Leben begann. Doch die Aufenthaltssituation für Syrer in Ägypten änderte sich dramatisch und ich habe beschlossen mit meinem Rucksack übers Mittelmeer mit einem Boot nach Italien und dann nach Deutschland zu fliehen.

Im Sommer 2014 setzte der Schlepper einen Termin und einen Treffpunkt fest, an dem wir ihn treffen sollten. Von Alexandria bis Italien und dann über Mailand und München bin ich letztendlich in Eschwege angekommen. Immer mit dabei mein treuer Begleiter, mein Rucksack. Sein Aussehen hatte während der Reise etwas gelitten. Trotzdem begleitet er mich noch heute bei meiner täglichen Arbeit. Er ist das einzige Erinnerungsstück an meine Eltern. Ich werde ihn auch weiterhin in Ehren halten.“

 

Wegbegleiter wie dieser begleiten uns durch dick und dünn oder sind nützliche Alltagshelfer. Sie sind unscheinbar, skurril oder auch zwiespältig: Wir alle haben Dinge, die uns wichtig sind, mit denen wir besondere Erinnerungen verbinden oder die uns durch schwierige Phasen begleitet haben.

Weil Abschied und Neuanfang für uns alle – ob mit oder ohne Migrationserfahrung – prägend sind, möchte das Museum Friedland Ihre persönlichen Wegbegleiter und deren Geschichte(n) in einer Online-Galerie sichtbar machen, um sie mit anderen zu teilen.

Zu den Wegbegleitern

 

 

 

Di, 26.03.2024