Mo, 10.07.2017
Monzer Alzakrit beim SoVD-Workshop|

Gefühle der Migration

Der Sozialverband Deutschland SoVD, ein großer sozialpolitischer Interessenverband, ist aktuell dabei, seine Beratung noch stärker auf die Bedürfnisse Geflüchteter abzustimmen. Grund genug für den Bezirk Braunschweig des SoVD, seine Mitarbeiter*innen für die Situation von Menschen nach der Flucht zu sensibilisieren. Nach einem Besuch in unserer Ausstellung gab es Vorträge und Workshops. In diesem Rahmen berichtete mein Kollege Monzer Alzakrit über seine eigenen Gefühle, Wünsche und Hoffnungen, die ihn während seiner Flucht aus Syrien über Ägypten bis nach Deutschland begleiteten.

Monzer Alzakrit hat in Homs Jura studiert und vier Jahre als Anwalt gearbeitet. Der Bürgerkrieg zwingt ihn zunächst, nach Ägypten zu fliehen, wo ihn sein Bruder aufnimmt, der dort als Ingenieur tätig ist. Doch er findet keine adäquate Arbeit. So fasst er schweren Herzens den Entschluss, weit weg zu gehen, nach Deutschland, in der Hoffnung, dort Geld zu verdienen und seine Familie zuhause unterstützen zu können.

Der junge Syrer spricht von der Verzweiflung, die ihn packt, als er das kleine Boot sieht, auf das ihn die Schlepper zwingen. Von der Angst während der acht Tage währenden Überfahrt nach Italien in dem völlig überfüllten Boot. Von der Orientierungslosigkeit, „überall sah man nur die Farbe Blau, oben der Himmel, unten das Meer, wir wussten nicht, wo wir sind“. Doch Monzer Alzakrit überlebt und kommt krank und entkräftet in Italien an. Nachdem er sich ein wenig erholt hat, fährt er mit dem Zug nach Frankfurt und weiter nach Friedland. Von dort kommt er in eine Flüchtlingsunterkunft in Eschwege. Er beschreibt, wie einsam er sich fühlt, obwohl er sich mit sieben anderen Männern ein Zimmer teilt.

Aber der junge Mann ist fest entschlossen, Deutsch zu lernen und unter Menschen zu gehen. Er besucht einen Kochkurs, geht tanzen. Was ihm Kraft gibt, sagt er, ist die Hoffnung, dass eines Tages in seinem Herkunftsland Syrien wieder Frieden herrscht. - Neun Monate, nachdem er nach Deutschland gekommen ist, erinnert man sich in Friedland an ihn und fragt ihn, ob er nicht im Grenzdurchgangslager als Dolmetscher arbeiten wolle. Er nimmt das Angebot gerne an. Bald darauf bewirbt er sich am Empfang im Museum Friedland. Er bekommt den Job und ist seit vergangenen Herbst mein Kollege. Toll, dass er seine Geschichte so reflektiert erzählt und sie mit interessierten Menschen teilt. Dieser Meinung sind auch die Teilnehmer*innen seines Workshops. Die Gäste vom SoVD staunen über Monzer Alzakrits Mut und seine Offenheit.

Eva Völker

Mi, 12.07.2017 Fr, 23.06.2017