Do, 23.02.2017
Kleine "Preview" zu unserem Angebot für Schulklassen|

Geschichts-
unterricht der anderen Art

Zuhören müssen sie in der Schule genug. Deshalb bekommen Schüler*innen im MUSEUM FRIEDLAND künftig die Gelegenheit, ihren Unterricht selbst mitzugestalten und das Klassenzimmer gegen einen Workshop in der Ausstellung zu tauschen. Los geht’s eigentlich erst im Mai, doch ein Geschichtskurs aus Hildesheim hat die Chance genutzt und neulich – quasi als „exklusive Preview“ – bereits einen Testlauf bei uns absolviert.

Die engagierten Zwölftklässler hatten sich zuvor schon mit dem Thema Flucht und Vertreibung beschäftigt und dazu eigene Interviews mit Zeitzeugen geführt. Statt der üblichen 90-minütigen Führung bekamen sie kleine Arbeitsaufträge, um sich die Themen der Ausstellung in Kleingruppen selbst zu erarbeiten. Als der Einführungsfilm verstummt war, wurde also nicht nur im ersten Raum des Museums noch eifrig diskutiert: „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Flüchtlingen und Kriegsevakuierten?“ – „Irgendwie spannend, dass die Abläufe im Grenzdurchgangslager heute noch ganz ähnlich sind.“ - „Weil der Inhalt sich über fünf Bildschirme verteilt, muss man mehr mitdenken und sich sein eigenes Bild zusammensetzen.“ Nachdem sich jede Gruppe auf diese Weise einen Raum erarbeitet hatte, wurden die Ergebnisse anschließend beim gemeinsamen Rundgang den Mitschüler*innen präsentiert. Weil die jungen „Guides“ dabei wesentliche Aussagen auf den Punkt bringen konnten, hatte die Museumspädagogin an diesem Tag erfreulich wenig beizutragen. 

Die Motivation, sich mit der Geschichte des Grenzdurchgangslagers zu befassen, seine Funktionen zu begreifen und Gründe für die massenhaften Fluchtbewegungen am Ende des Zweiten Weltkrieges nachzuvollziehen, ist natürlich deutlich höher, je mehr Freiraum den Schüler*innen zur eigenen Recherche in den Ausstellungsräumen geboten wird. Das hat auch ihre Lehrerin dazu bewogen, trotz anstehender Abi-Klausuren in diesen Workshop einen ganzen Unterrichtstag zu investieren. Ohne Zeitdruck konnten sich die etwa 18-Jährigen im Museum nun in die zahlreichen Dokumente und Biografien vertiefen, einzelne Lebenswege verfolgen oder Parallelen zu aktuellen Fluchterfahrungen ziehen.

Ab Mai können auch andere Schulen Workshops für den Geschichtsunterricht im MUSEUM FRIEDLAND buchen, die zunächst am Lehrplan der Oberstufe bzw. der 9. und 10. Klasse anknüpfen und eng mit den Lehrer*innen abgestimmt werden. Nach und nach sollen weitere Programme für jüngere Zielgruppen, aber auch für andere Fächer folgen. Unser Ziel ist ein möglichst vielfältiges Bildungsprogramm, das sich an den Leitideen für globales Lernen und nachhaltige Entwicklung orientiert und über die Ausstellungsinhalte zahlreiche Anknüpfungspunkte zum Curriculum verschiedener Schulformen bieten kann. Wenn alles klappt, wird das Museum schon in diesem Jahr als außerschulischer Lernstandort anerkannt!

Angela Steinhardt

Fr, 10.03.2017 So, 05.02.2017